Notice to Guests

  • 1974
  • Offsetblatt mit Dollarnote, beschriftet; im Rahmen
    20,2 x 25,2 x 1,5 cm
  • Auflage: 120 + XX, signiert und nummeriert, + 40 nicht nummerierte Exemplare
  • Herausgeber: Edition Staeck, Heidelberg
  • Werkverzeichnis Nr. 139

Das Multiple Notice to Guests von Beuys entstand 1974 bei einem Aufenthalt in Chicago. Es enthält die gerahmte Kopie eines Aushangs in einem Hotel, der die Gäste darüber informiert, dass das Hotel über einen Safe für ihre Wertsachen verfügt. Auf diesem Hinweis wurde eine Ein-Dollar-Note befestigt, auf die Beuys den Namen John Dillinger schrieb – ein legendärer amerikanischer Gangster der 1920er und 1930er Jahre. Beuys war von diesem berühmten Outlaw immer fasziniert, ohne dessen Gewaltbereitschaft zu beschönigen. Gegenüber Klaus Staeck, der ihn nach Chicago begleitete und das Multiple Notice to Guests herausgab, erläuterte Beuys, was ihn so an Dillinger interessierte: „Ich lege großen Wert auf die Energie, die in einer Biographie wie der des John Dillinger liegt. Diese Energien, die beim Dillinger beispielsweise negativ gepolt waren, können einen positiven Impuls abgeben.“1 Caroline Tisdall legte dar, dass Beuys unter diesem „positiven Impuls“ die reine Kreativität einer kriminellen Energie verstand, die sich nicht um Konventionen und Verbote schert.2 Abgesehen von dessen unsozialem Verhalten, das Beuys ablehnte, bewunderte er Dillingers Bereitschaft, sich über Grenzen hinwegzusetzen. Aus seiner Sicht war eine solche Grenzüberschreitung die Voraussetzung für Kreativität und Innovation. Auf dieser Überzeugung basiert Beuys’ Formulierung, er habe „immer mit den Ideen von John Dillinger gelebt“.3


  1. Klaus Staeck, Beuys in America, Heidelberg 1987, S. 120. 

  2. Caroline Tisdall, Joseph Beuys, London 1979, S. 235. 

  3. Klaus Staeck, Beuys in America, Heidelberg 1987, S. 120. 

    Foto 1

    © Mario Gastinger, Photographics, München

    mit Schwefel überzogene Zinkkiste (tamponierte Ecke)1970/1974 Die Leute sind ganz prima in Foggia 1974