Amerikanischer Hasenzucker

  • 1974
  • Verpackte Zuckerwürfel, gestempelt, in Pappschachtel mit Watte
    7 x 11 x 9 cm
  • Auflage: 40, signiert, nummeriert und betitelt
  • Herausgeber: Edition Staeck, Heidelberg
  • Werkverzeichnis Nr. 96b

Im Januar 1974 fuhr Beuys zum ersten Mal in die USA. Seine zehntägige Reise führte ihn nach New York, Chicago und schließlich Minneapolis, wo er auf Zuckerpackungen stieß, auf die ein Hase gedruckt war, der sich gerade zum Trinken anschickt. 40 dieser Packungen bildeten den Ausgangspunkt für das Multiple Amerikanischer Hasenzucker.1

Tiere spielen in Beuys’ Werk von Anfang an eine wichtige Rolle, insbesondere der Hase, der als Vorbild für menschliches Verhalten fungiert. In ihm verbinden sich nicht nur besondere natürliche Fähigkeiten wie Gewandtheit und Schnelligkeit, sondern auch symbolische Bedeutungen, wie Beuys erläuterte: „Der Hase ist das Element der Bewegung, der Aktion, die den starren Kunstbegriff ändert. Dann ein Bewohner von Eurasien, der über alle Grenzen hinweggeht und sogar mit der Berliner Mauer fertig wird. Damit hängt die Idee der großen Einheit zusammen, die von Mitteleuropa ausgeht. Der Hase ist ein altes germanisches Symbol: Sein Osterei bedeutet Neubeginn, Frühling, Auferstehung. Er steht als alchimistisches Zeichen für Umwandlung.“2 

Auch der Zucker ist für Beuys von symbolischer Bedeutung. Wie andere Lebensmittel ist er Träger geistiger Wärme und damit einer Energie, die als Katalysator für Veränderungen und Entwicklungsprozesse fungiert.


  1. Zur Entstehung des Multiples Amerikanischer Hasenzucker siehe Joan Rothfuss (Hrsg.), Bits & pieces put together to present a semblance of a whole, Walker Art Center, Minneapolis 2005. Für nähere Informationen über Beuys’ USA-Reise siehe Carin Kuoni (Hrsg.), Beuys in America: energy plan for the Western man, New York 1990, und Klaus Staeck und Gerhard Steidl (Hrsg.), Beuys in America, Heidelberg, Göttingen 1997. 

  2. Joseph Beuys in einem Gespräch mit Veit Möller, in: Abendzeitung, 15.11.1985, zit. nach Jörg Schellmann (Hrsg.), Joseph Beuys. Die Multiples, München, New York 1997, S. 439. Zur christlichen Symbolik des Hasen bei Beuys siehe auch Wouter Kotte, „Die Funktionalität des Hasen bei Beuys“ in: Joseph Beuys: Zeichnungen, Skulptur, Objekte, Multiples, Köln 1989, S. 13. 

    Photo 1

    © Mario Gastinger, Photographics, München

    Gespräch1974 Holzpostkarte 1974