Katalog Museum Mönchengladbach

  • 1967
  • Katalog-Kassette, 20 x 16 x 3 cm, Filzstück
    19,5 x 15,5 x 1 cm, gestempelt mit Ölfarbe (Braunkreuz)
  • Auflage: 330, nummeriert, nicht signiert
  • Herausgeber: Städtisches Museum Mönchengladbach
  • Werkverzeichnis Nr. 5

1967 zeigte das Museum Mönchengladbach eine erste Übersichtsausstellung über Beuys’ Werk. Da für einen herkömmlichen Katalog keine Gelder vorhanden waren, entwarf Beuys eine einfache Schachtel, in die verschiedene Materialien gelegt werden konnten. Darin platzierte er ein Verzeichnis der ausgestellten Werke, zwei Leporello-Faltungen mit Abbildungen seiner Arbeiten und Texten von Johannes Cladders und Hans Strelow sowie – als eigenständige kleine Arbeit – ein Stück Filz, auf das sein Name und ein rotes Kreuz gestempelt waren.

Auf den ersten Blick scheint es sich bei dem Filzstück um ein Rechteck zu handeln, aus dem ein kleineres Rechteck entfernt wurde. Man kann das Stück aber auch als zwei sich überlagernde Rechtecke lesen, die unterschiedlich groß sind. Beuys hat diese Form häufig benutzt und sie als „evolutionäre Schwelle“ bezeichnet.1 Sie veranschaulicht den Übergang von einem kleineren in einen größeren Raum und symbolisiert damit die Entwicklung von einer begrenzten, materialistisch geprägten Weltanschauung zu einem erweiterten Bewusstsein. Dafür steht auch das gestempelte gleichseitige Kreuz auf dem Filz: Es ist nicht nur ein Zeichen für Heilung, sondern symbolisiert durch seine Form auch das ausgleichende Moment zwischen gegensätzlichen Kräften. Darin spiegelt sich Beuys’ Hoffnung auf eine Läuterung der Gesellschaft. 

Dieser Katalog Museum Mönchengladbach wurde so erfolgreich, dass das Museum in den Folgejahren mit weiteren 33 Künstlern solche Editionen produzieren ließ.


  1. Vgl. hierzu Bernd Klüser, Joseph Beuys, Schwurhand, Pinakothek der Moderne, München 2005, S. 25. 

    Fotos 1, 2

    © H. Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen

    Zwei Fräulein mit leuchtendem Brot1966 Evervess II 1 1968