Telephon S——Ǝ

  • 1974
  • Zwei Blechdosen, eine mit brauner Farbe (Braunkreuz), Bindfaden, Etikett
    Dosen je 12 cm x 10 cm im Durchmesser
  • Auflage: 24 + VI, signiert, nummeriert auf Etikett; + einige a. p. nicht nummeriert + 6 mit Farbe (Braunkreuz) auch auf zweiter Dose
  • Herausgeber: Edition Schellmann, München
  • Werkverzeichnis Nr. 136

Der Titel der Arbeit und die zwei Blechdosen, die durch einen Faden miteinander verbunden sind, verweisen auf ein einfaches Werkzeug zur Kommunikation – ein altmodisches Kindertelefon. Auf die Seite der einen Dose malte Beuys die Buchstaben S und E, die Abkürzung für Sender und Empfänger, und eine waagrechte Linie, die sie miteinander verbindet und den Fluss der Kommunikation veranschaulicht. Solche Sender-Empfänger-Diagramme tauchen schon früh in Beuys’ Zeichnungen auf. Die Verbindungslinie bezeichnet eine Schallwelle, die in Beuys’ Verständnis eine vom Menschen erzeugte Form darstellt und damit ein plastischer Vorgang ist.1

Das gleichseitige Kreuz, das neben dem Diagramm erscheint, ist ebenfalls ein von Beuys häufig verwendetes Symbol, das abhängig vom jeweiligen Kontext vielfältige Bedeutungen annehmen kann. In diesem Multiple steht – ausgehend von der Kommunikation – der Aspekt einer Vereinigung zweier separater Elemente im Vordergrund. Denn damit ein kommunikativer Prozess funktioniert, ist er auf Gegenseitigkeit angewiesen, auf einen Dialog. Um dieses reziproke Moment zu verdeutlichen, hat Beuys das „E“ seitenverkehrt dargestellt, sodass es sich dem Sender zuwendet.2

Kommunikation ist ein zentrales Thema, das Beuys’ Werk wie ein roter Faden von den frühen Zeichnungen über plastische Arbeiten bis hin zu seinen Aktionen und Vorträgen durchzieht. Sie steht für die lebenswichtige Verbindung zwischen Individuen und wird in dem Multiple in der elementaren Form eines Kindertelefons verdichtet.


  1. Vgl. Beuys’ Äußerungen über den plastischen Charakter von Gedanken, Sprache und Klang in: Volker Harlan, Was ist Kunst? Werkstattgespräch mit Beuys, Stuttgart 1988, S. 81. 

  2. Vgl. „Letter from London: Joseph Beuys im Gespräch mit Willi Bongard“, in: Jörg Schellmann (Hrsg.), Joseph Beuys. Die Multiples, München, New York 1997, S. 559. 

    Foto 1

    © Mario Gastinger, Photographics, München

    Fahne1974 mit Schwefel überzogene Zinkkiste (tamponierte Ecke) 1970/1974